Familienanwaelte


Eltern bleiben Eltern trotz Scheidung

Broschüre des Jugendamts Jena, erarbeitet von Prof. Roland Proksch, Nürnberg.

Liebe Eltern,

Eltern bleiben Eltern - ein Leben lang, trotz Scheidung von ihrem Ehegatten. Eine Scheidung von Ihrem Kinde ist unmöglich, Kinder leiden sehr unter der Trennung und Scheidung ihrer Eltern. Trauer, Wut, Angst, das Gefühl, die Scheidung verschuldet zu haben, Ohnmacht, - das alles macht Ihrem Kind sehr zu schaffen. Auch Sie erleben Gefühle der Trauer, Wut, der Angst, Ohnmacht und Schuldgefühle. Ihre Gefühle werden dem Kind nicht verborgen bleiben.

Die wichtigste Hilfe, die Sie Ihrem Kind bei der Trennung oder Scheidung geben können ist, weiterhin als Mutter oder Vater verfügbar zu bleiben und gemeinsam als Eltern eine maßgebliche Rolle im Leben des Kindes zu spielen. Kinder brauchen beide Eltern.

Kinder müssen spüren, daß sie noch beide Eltern haben, wenn sie auch nicht mehr glücklich zusammenleben.

Es wird für Sie nicht leicht sein, trotz der Kränkungen, die Sie durch Ihren Ehepartner erfahren haben, trotz der Verletzungen, die er Ihnen zugefügt hat, ihn weiterhin als den Elternteil Ihres Kindes anzuerkennen und mit ihm konfliktfrei zusammenzuarbeiten.

Sie halten diese Zusammenarbeit für unmöglich. Das empfinden die meisten Eltern bei Trennung oder Scheidung genauso wie Sie. Doch gerade dies wird von Ihnen gefordert. Und Sie können es schaffen.

Je früher Sie es tun, desto eher wird ihr Selbstvertrauen, wird ihre Kraft zurückkehren, zum Wohle auch Ihrer Kinder.

10 bedenkenswerte Anregungen
  •   1. Versichern Sie ihrem Kind, daß es die Scheidung nicht verschuldet oder  verursacht hat.
  •   2. Fortwährender Zorn, fortwährende Bitterkeit gegenüber ihrem (Ex-) Ehepartner verletzt.
  •   3. Kritisieren oder beleidigen Sie Ihren (Ex-) Ehepartner nicht vor dem Kind.
  •   4. Geben Sie sich selbst und auch Ihrem Kind genügend Zeit.
  •   5. Trennung oder Scheidung führen oft zu finanziellen Problemlagen
  •   6. Für Ihr Kind ist es wichtig, daß es Kontaktzu beiden Eltern behalten kann.
  •   7. Ersparen Sie ihrem Kind Konflikte.
  •   8. Kinder sollten nicht als Spinne mißbraucht werden, d.h. reden Sie mit Ihrem Partner direkt,
          benutzen Sie nicht das Kind als Übermittler.
  •   9. Nach Besuchen beim anderen Elternteil kann das Kind Fragen oder Probleme haben.
  • 10. Beide Eltern sollten sich einig sein.
1. Versichern Sie ihrem Kind, daß es die Scheidung nicht verschuldet oder verursacht hat.
Trösten Sie es in seinem Schmerz über den Verlust eines Elternteils. Beweisen Sie ihm, daß es keinen Elternteil verloren hat. Kinder, vor allem jüngere Kinder, glauben oft, daß sie etwas Böses getan haben und die Trennung oder Scheidung ihrer Eltern Ergebnis dieser bösen Tat sei. Beweisen Sie Ihrenm Kind, daß es mit der Scheidung nichts zu tun hat.





2. Fortwährender Zorn, fortwährende Bitterkeit gegenüber ihrem (Ex-)Ehepartner können Ihr Kind viel
    mehr verletzen als die Scheidung selbst. Wenn Sie mit Ihrem (Ex-) Ehepartner zusammenarbeiten zum Wohl des Kindes, wird Ihr Kind seine Scheidungsängste am besten bewältigen können.



3. Kritisieren oder beleidigen Sie Ihren (Ex-) Ehepartner nicht vor dem Kind.
Das wird oft schwierig sein. Es ist für das Wohlergehen und die gesunde Entwicklung Ihres Kindes jedoch unabdingbar, daß es die Achtung gegenüber beiden Elternteilen gleichermaßen behalten kann. Zwingen Sie daher ihr Kind nicht Partei zu ergreifen. Sie provozieren dadurch nur neue Schuldgefühle in ihrem Kind.





4. Geben Sie sich selbst und auch Ihrem Kind genügend Zeit, sich an die neue Situation anzupassen.
Verändern Sie die Gewohnheiten Ihres Kindes nicht abrupt. Sie selbst, vor allem aber Ihre Kinder, benötigen eine gewisse Kontinuität. Zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit überfordern Ihr Kind.




5. Trennung oder Scheidung führen oft zu finanziellen Problemlagen für beide Eltern.
Viele Eltern versuchen, ihre finanzielle Krise vor ihren Kindern zu verheimlichen. Sie schränken sich lieber selbst über Gebühr ein, als daß sie die Kinder über die schlimme finanzielle Situation informieren. Die Beziehung zu ihrem Kind wird aber besser sein, wenn Sie offen und aufrichtig bleiben und auch von ihm Opfer verlangen.
Kinder wollen genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Sie fühlen sich sicherer, wenn sie Grenzen erfahren. Lassen Sie sich daher nicht durch Ihre Trennung oder Scheidung davon abhalten, Ihrem Kind in gewohnter Weise Grenzen zu setzen.








6. Für Ihr Kind ist es wichtig, daß es Kontakt zu beiden Eltern behalten kann.Dies hilft dem Kind, mit seinen Gefühlen fertig zu werden. Das Zusammensein mit dem Kind sollte nicht nur ihm Freude machen, sondern beiden Eltern. Deshalb muß der Elternteil, bei dem das Kind überwiegend lebt, das Kind ermutigen, den Kontakt mit dem anderen Elternteil so oft wie möglich zu nutzen.







7. Ersparen Sie ihrem Kind Konflikte, indem Sie in der Betreuung und Erziehung nicht  gegeneinander,
    sondern miteinander als Eltern handeln. Es kann dann guten Gewissens beide Eltern liebhaben. Je konkreter dabei beide Eltern mit ihren persönlichen Eigenarten am Alltag des Kindes beteiligt sind, desto normaler wird das Kind das getrennte Wohnen seiner Eltern empfinden.





8. Kinder sollten nicht als "Spione" mißbraucht werden. Wenn Sie mit Ihrem Kind zusammen sind, sollten Sie es nicht dazu mißbrauchen, herauszufinden, was bei Ihrem (Ex-) Ehepartner vorgeht. Oft haben Kinder das Gefühl, daß die Eltern sich hassen. Dann fühlen sie sich sehr unwohl, wenn sie einen Elternteil besuchen. Sie versuchen, diesem Elternteil besonders zu gefallen und werden versucht sein, nicht ihre wahren Gefühle oder Auffassungen preiszugeben. Auch dies kann die gesunde Entwicklung Ihres Kindes schädigen.









9. Nach Besuchen beim anderen Elternteil kann das Kind Fragen oder Probleme haben, die es nicht
    alleine bewältigen kann.
Beide Eltern sollten daher stets bemüht sein, darauf einzugehen und sich abzustimmen, wie sie beide zum Wohle ihres Kindes hier zusammenarbeiten können.




10. Beide Eltern sollten sich einig sein, welche Erziehungsmaßregeln sie für ihr        Kind beachten  wollen.
Kinder benötigen eindeutige, klare und nachvollziehbare Regeln. Widersprüchliches Verhalten machen es unsicher. Es schadet seiner Entwicklung.